Wie Du bei Horror-Nachrichten ruhiger und gelassener bleibst: Risikokompetenz für Schwangere in Corona-Zeiten

Schwangerschaft ruhig und gelassen trotz Nachrichtenflut
Foto: Devon Divine - unsplash.com

Triggerwarnung: Wenn Du ungeimpft schwanger bist, sorg gut für Dich: Lies das hier lieber mit Vorsicht oder in Begleitung oder im Zweifel gar nicht.

Es ist ein alter Hut: Schlechte Nachrichten verkaufen sich gut. Sie sorgen für hohe Klickzahlen und damit hohe Werbeumsätze. Das gilt für „traditionelle“ Medien genauso wie für soziale Medien. Auf den Onlineseiten der klassischen Zeitungen gibt es oft die Auflistung „meistgelesener Artikel“. Daran kannst Du leicht nachvollziehen, was Aufmerksamkeit bekommt.


Leider gibt es genügend krasse Beispiele, bei denen Tatsachen auch verbogen wurden, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Rutger Bregman hat das in seinem Buch* „Im Grunde gut“  sehr eindrucksvoll beschrieben.


Es gilt also, „schlechte“ Nachrichten mit Vorsicht zu behandeln, ohne gleich „Lügenpresse“ zu schreien.

 

Wir Menschen können aus Sicht der Evolution gar nicht anders, als schlechten Nachrichten Priorität zu geben. Das war für unsere Höhlenmenschen-Vorfahren einfach überlebenswichtig. Allerdings gab es früher alle paar Wochen oder Monate mal eine richtig bewegende Nachricht. Heute? Jede Sekunde?


Anlass für diesen Artikel war eine Schlagzeile des „RND – Redaktionsnetzwerks Deutschland“, die unter anderem meine lokale Zeitung mit Meldungen und Artikeln versorgen: „Studie: Corona-Infektion kann bei ungeimpften Schwangeren zu Totgeburt führen“.


Wie gehst Du nun mit einer Schlagzeile wie dieser um, wenn Du merkst, dass sie Dir nicht gut tut?


Sicherlich hast Du schon gehört, dass Dein Gehirn die riesige Menge an Informationen, die auf Dich einprasseln, filtert (engl. Bias). Es sind Dutzende dieser Filter beschrieben. Auch hat Rolf Dobelli  einige wundervolle Bücher geschrieben über „Denkfehler, die Du besser anderen überlässt“.


Und Du kennst bestimmt auch die Wirkung der Schlagzeile „Auch Deutsche unter den Opfern“. Als wenn Opfer aus anderen Ländern weniger wert wären. Es ist nur halt so, dass Du Dich umso mehr betroffen fühlst, je näher ein Ereignis an Deinem Erlebnis-Radius dran ist. Mit so einer Schlagzeile wirst Du also quasi „in die Aufmerksamkeits-Falle gelockt“. Die Welt ist auf jeden Fall besser als in den Nachrichten.


Bei der Corona-Schlagzeile oben ist es nun so ähnlich. Je näher Du am Thema Schwangerschaft dran bist, desto stärker wird Dich diese Schlagzeile des RND bewegen, vor allem wenn Du aus Bedenken vor der Impfung bisher auf sie verzichtet hast oder gar aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kannst.


Was Dir hilft: Risikokompetenz und aktive Entspannung, um das Problem für dich konkret einzuordnen.


Die Entspannung brauchst Du, wie im Hirnaufzugsmodell erklärt, um das Thema im klaren Kopf zu bewerten.


Die Risikokompetenz kannst Du bei Gerd Gigerenzer lernen. Er hat das tolle Buch „Risiko“  geschrieben und auf der Webseite seines Instituts gute Faktenboxen zur Abwägung von Risiken veröffentlicht. Leider ist die „Faktenbox Corona“ aktuell in Überarbeitung. Dafür ist aber die Faktenbox zur HPV-Impfung ein gutes Beispiel.


Was bleibt von der RND-Schlagzeile nun übrig außer Angst oder Sorge?

 

Wenn Du dir den Artikel hinter der Schlagzeile durchliest, wirst Du merken, es kommt nicht mehr viel und die Schlagzeile fällt schnell in sich zusammen:

  • „Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass eine Impfung helfen kann, diese Fälle zu verhindern.“ - Okay, das war jetzt wirklich nichts Neues. SARS-CoV2 ist eine heikle Krankheit und impfen kann helfen. Wir wissen aber immer noch nicht, wie sich das Leben mit oder ohne Impfung auf lange Sicht entwickeln wird.
  • „Forscherinnen und Forscher in zwölf Ländern haben Plazenta- und Autopsiegewebe von 64 Totgeburten und vier Neugeborenen, die kurz nach der Geburt starben, analysiert.“ - 12 Länder. 68 Fälle. Ist das eine aussagefähige statistische Basis? Wie viele Fälle gab es insgesamt? Es fehlt vor allem die Relation „pro 100.000“ an die wir uns ja nun gewöhnt haben. Und es fehlt ein Link zu der Studie.

Leider gibt es „stille“ Geburten auch in Europa das gehört zum Leben dazu, so tragisch es für jeden Einzelnen ist.

 

In Deutschland gab es bei knapp 800.000 Lebendgeburten in den letzten Jahren rund 3000 stille Geburten. Das ergibt eine „100.000er Inzidenz“ von 375, für die es wahrscheinlich einige bekannte beeinflussbare Risikofaktoren gibt: Rauchen, Alkohol, Ernährung, etc. während der Schwangerschaft.

 

Nochmal zum Vergleich: Die Inzidenzschwellen für „Corona-Maßnahmen“ lagen ungefähr bei einem Zehntel dessen (bei 35).


2020 im Coronajahr ohne Impfungen ist statistisch keine signifikante Erhöhung der stillen Geburten gegenüber 2019 erkennbar.


Was bleibt also von der RND-Schlagzeile? Nicht viel, oder? Außer einem mulmigen Gefühl im Bauch.


Was kannst Du tun, vor allem wenn Du dünnhäutig, schwanger und nicht geimpft bist? Übe Dich in Psychohygiene, bleib im klaren Kopf, sei am besten sparsam mit Deinem Nachrichtenkonsum und bleib bei Dir im Vertrauen, dass Dein Kind gesund auf die Welt kommen wird. Wenn es gut für Dich ist, bau Dir ein Sicherheitsnetz aus guten Menschen, die Dich in schweren Zeiten auffangen.


Wenn Du Fragen hast oder Hilfe zur Selbsthilfe brauchst, meld Dich gern.


Dein Angstlotse
Mario Hauff
kontakt@angstlotse.de
Tel: 01523 824 5200

 

oder wende Dich an meine Kollegin Christiane Altmann. Sie ist Hebamme und Heilpraktikerin für Psychotherapie und begleitet Dich ebenfalls mit viel Einfühlungsvermögen bei schwierigen Situationen um Schwangerschaft oder Geburt. Gemeinsam haben wir Geburtsvorbereitungskurse mit Spezialprogramm für Männer durchgeführt und sind, seitdem wir Ende 2019 Liliana Lammers und Michel Odent in Freiburg getroffen haben, vom Thema "natürliche Geburt" beseelt.

 

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